Birne weich, Körper verkatert, vielleicht hilft Reggae
Es ist Sonntag. Musikalisch steht mir der Sinn weder nach komplexem Anspruch, noch nach dahin plätscherndem elektronischem Geklicker. Beim Stöbern bin ich daher bei Silly Walks Movement hängengeblieben. Einem Reggae / Dub Soundsystem aus Hamburg. Das Album von 2002 habe ich bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr gehört, weiß aber, dass die Kombo unter dem Namen Silly Walks Discotheque im Hamburger Nachtleben recht aktiv ist. Gekauft habe ich es seinerzeit aus einem Anfall von Lokalpatriotismus.
Das Album besteht fast ausschließlich aus Kooperationen mit verschiedenen Künstlern wie Patrice, Jan Delay oder auch unbekannteren Acts wie Pam Hall. Man muss Reggae und Dub schon mögen, aber wenn man sich auf das Album einlässt, dann kann das mal Spaß machen. Die Texte sind meist hintersinnig und haben einen ironischen Unterton. Das finde ich schon mal sehr sympathisch, da mich bei vielen Reggae-Produktionen der ständige Aufruf zur Revolution oder die nicht endenden wollenden Sympathiebekundungen zur Kifferei schon nerven.
Musikalisch gibt es keine Überraschungen. Laidback-Dub eben mit ein paar Ausreißern nach oben wie Soundhaudegen mit Jan Delay oder "Que Sera" in Zusammenarbeit mit Caramellow&Criminal. Zwei Platten bei denen ich echt gute Laune bekomme. Im unteren Tabellenviertel gibt's auch was zu berichten, "Mind Slaves" mit Patrice klingt so weinerlich, dass ich leichte Wellen von Aggression in mir verspüre und schnell skippen muss.
Generell mag ich Dub und finde Acts wie Thievery Corporation oder Nightmares On Wax auch richtig gut. Viele deepe Technoproduktionen haben ihre Wurzeln irgendwo im Dub und dessen Ausprägungen. Basic Channel und Konsorten lassen da schön grüßen. Trotzdem, mit Reggae kann ich mich nicht so recht anfreunden. Bei dem Album gehts aber irgendwie. Wahrscheinlich weil es in Summe doch gut gemacht ist und auf zu all zuviel Reggaepathos verzichtet. Dann kann man das sonntags hören, vor allem wenn der Geist weich und der Körper verkatert ist.