Jazz ist nicht tot, er riecht auch nicht komisch, sondern frisch wie Babypups...das geht raus an alle Crews
Musik wird dann richtig interessant, wenn sich einem der Sound nur an speziellen Orten erschließt. Bei "Duo" war dieser Ort für mich tatsächlich ein Museum. Die Hamburger Kunsthalle nämlich. Aber Eins nach dem Anderem.
Wir haben an anderer Stelle uns schon über das Für und Wider von Jazz im Allgemeinen ausgelassen. Ehrlicherweise finde ich den Zugang zu Jazz immer nur phasenweise. So habe ich in den Jahren 2005 bis ca. 2008 viel Jazzalben gekauft und war auch auf einigen Konzerten, um dann abrupt bis heute dem Jazz quasi zu entsagen.
Mit einer Ausnahme. Die Ankündigung eines gemeinsamen Albums von Henrik Schwarz und Bugge Wesseltoft hat mich seinerzeit tatsächlich ein bisschen in Aufregung versetzt.
Henrik Schwarz ist meines Erachtens einer der innovativsten Produzenten elektronischer Musik und hat mit seinen Veröffentlichungen auf Innervisions und seiner zeitlosen DJ Kicks Compilation (elektronische) Musikgeschichte geschrieben. Bugge Wessetoft ist ein begnadeter Jazzpianist aus Norwegen, der bombastische Alben produziert hat. Beispielhaft sei hier “New Conception Of Jazz“ genannt. Ein gemeinsames Album der beiden klingt nach einer Hochzeit im Musikhimmel.
Vorab, Cover Artwork ist irreführend. "Duo" ist keine einfache Kost und wer darauf hofft, ein Housealbum mit Jazzelementen zu hören, der ist mit anderen Künstlern, wie zum Beispiel St. Germain, auch besser bedient. Die Tracks auf"Duo" sind komplexer Jazz und der Einfluss von Henrik Schwarz ist eher so zu verstehen, dass er mit mutmaßlich Ableton Live ein weiteres "Instrument" beisteuert. Und das klingt innovativ und aufregend, aber erschließt sich nicht beim ersten Hören. Die meisten Tracks sind zwischen sechs und acht Minuten lang und lassen sich im Aufbau - ähnlich vieler elektronischer Produktionen - Zeit. Basierend auf immer wiederkehrenden Loops werden Elemente dazugefügt und wieder entfernt, was das Ganze manchmal wie ein spontanes Jamming klingen lässt.
Mein persönlicher Anspieltipp ist “Leave My Head Alone Brain", die Platte ist ursprünglich ein "echter" Housetrack von Henrik Schwarz und klingt verjazzt sogar noch interessanter. Aber auch unter den anderen Tracks findet sich kein Füllmaterial. Man merkt dem Album als Ganzes an, dass es von zwei Vollblutmusikern produziert wurde. Die Beiden fordern Ihre Hörer und das kann - zur falschen Gelegenheit gehört - anstrengend klingen.
Auch wenn es komisch klingen mag, am besten habe ich das Album verstanden, als ich es während einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst in der Hamburger Kunsthalle gehört habe. “Kammermusik“ oder “First Track“ auf dem Kopfhörer zu hören und dabei sehr lange ein abstraktes Kunstwerk zu betrachten, hat sich gut und richtig angefühlt. Und wenn die Beiden wieder live auf Tour gehen sollten, dann werde ich das auf keinen Fall verpassen.
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