So, liebe Kinder! Heute 4. Stunde Musikgeschichte, Fachvertiefung: TECHNO
Heute tauchen wir mal tief in die Historie von Techno ein. Und zwar an den Punkt der Technogeschichte der heute noch aktuell klingt und Referenzpunkt für viele Produktionen ist. Maurizio ist eines der Synonyme, unter den Moritz von Oswald vornehmlich für sein Label “Basic Channel“ diverse Tracks veröffentlicht hat. Diese haben meist keine expliziten Namen, sondern heißen M047, M06A oder M04A. Mit einer sehr bekannten Ausnahme - der Track “Domina“ ist eine der prägendsten Technonummern aller Zeiten und hat sich im Nachhinein offensichtlich einen eigenen Namen verdient. Die austauschbaren Namen der Tracks und das Veröffentlichen unter Synonymen reflektiert aus meiner Sicht die Zeit Anfang und Mitte der 90er Jahre. Techno war meilenweit von dem heutigen Kommerzialisierungsgrad entfernt und im Vordergrund stand vor allem der Sound. Nicht der Künstler, das Label oder gar das Merchandising, sondern nur der Sound. Moritz von Oswald hat sich das bis heute bewahrt.
Wie hört sich das an? Wer schon einmal an der Kasse vom Berghain stand (nachdem man rein gekommen ist) und erwartungsvoll das Wummern auf sich hat wirken lassen, der hat schon ein recht gutes Gefühl dafür, wie das Album klingt. Deepe Bässe, rauschende Hintergründe und dubbige Halleffekte dominieren jeden der Tracks. Die Tracks arbeiten nicht auf den absoluten "DROP" hin, sondern entfalten ihre Sogwirkung aus sich selbst heraus. Und das mit durchaus spürbarer Härte. Die Beats bleiben meist konstant in ihrer Geschwindigkeit und Peaks gibt es quasi nicht. Akzente werden durch wiederkehrende und verschwindende Soundfragmente gesetzt, die mit genau dem Erscheinen und Verschwinden jedem Track eine Wendung oder Steigerung zu kommen lassen. Für alle, die sich unter Techno eher sowas wie die Tomorrowland vorstellen, keine Sorge, ist es nicht. Ist viel besser, lohnt sich mal rein zu hören. Hat nämlich Seele.
Moritz von Oswald hat sich seinen Status als Vordenker bis heute bewahrt. Mit seinem Album Re-Composed zusammen mit Carl Craig bringt er Klassik und Elektronik zusammen und auf die große Bühne. Wir hatten vor ein paar Jahren das Vergnügen die beiden zusammen mit Francesco Tristano und den Hamburger Philharmonikern zu sehen. Ein musikalisch forderndes und glücklich machendes Erlebnis.
M Series klingt dann gut, wenn man Samstag Abend noch unschlüssig ist, ob man nochmal rausgehen sollte. Wenn die Tracks Einen packen, dann raus und ab in den Club. Ich habe das Album aber auch schon oft auf dem Heimweg nach einer langen Nacht gehört, weil es mich nochmal Momente auf dem Floor nachfühlen lässt, ohne anzustrengen. Und am allerbesten klingt es im Club, laut und roh. Weil es einen nicht nach Hause gehen lässt.
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